Nach drei Wochen in der brasilianischen Großstadt Campinas* wuchs die Sehnsucht nach Natur zu einem dringlichen Bedüfnis heran.
Auch, wenn der Ausblick aus einem Hochhaus etwas Erhabenes hat; hier im Atelier mit meiner neuen Künstlerfreundin, der wunderbaren Valéria Scornaienchi vor dem Panorama mit Sonnenuntergang auf der einen- und dem Vollmond auf der anderen Seite (hier die untergehende Sonne):
*Aufenthalt in Campinas, São Paulo, Künstlerresidenz Galerie ATAL und Ausstellung siehe vorige Postings seit August
Und so war ein Tag im Park, dem Bosque dos Jequetibás, ein wunderschönes und erholsames Erlebnis mit meinem geschätzten Künstlerfreund Samuel Menezes, der eine besondere Beziehung zu diesem Baum hat; kennt er ihn doch schon seit 30 Jahren. Damals war er ein Kind und die heute mächtigen Brettwurzeln glichen eher noch Rasenkanten.
Besuch
Ein Baum ist ein Individuum, zugehörig einer Art, der wir Menschen einen Namen geben. Hier gibt es hohe, große, mächtige Bäume. Copaiba, Jatobá, Jequetibá. Die Namen klingen exotisch, der Baum kann nichts dafür.
Harz, Rinde, Früchte und Blätter bieten Essenzen und Extrakte: heilsam, antiseptisch, beruhigend, vitaminreich, aber auch psychoaktiv und tödlich.
Einem Baum zu begegnen, sich mit ihm zu verbinden, ist für mich ein erhabenes Erlebnis, das in mir Respekt und Demut hervorruft. Ebenso spüre ich die Ruhe, die ein Baum ausstrahlt, das Leben in, an und um ihn. Geheimnis und Klarheit. Er ist geschlossen und offen. Bewegt und statisch. Alt und neu. Will ich ihn betreten, frage ich, bitte um Einlass und warte auf Antwort. Eine Verbindung aufzunehmen über den Stamm, die physische Berührung, ist ein Gespräch, eine Gegenseitigkeit, ein Austausch. Ich bin das Tier, das den Baum besucht, ihn befragt, ihn berührt, ihn nutzt und ihm Dankbarkeit entgegenbringt - bevor es wieder geht und weiterzieht.
Der Baum ist, ich bin. Baumsein. Einsam gemeinsam.
Jequetibá
Alle anderen Fotos (c) Eva Wal, VG Bild
Samuel gibt seiner Verbundenheit einen instensiven körperlichen wie künstlerischen Ausdruck:
https://youtube.com/watch?v=taVVJHzeIpo&si=MHy62DpgEeDTtVmM
Dankbar für Begegnungen, Erlebnisse und neue Künstlerreundschaften war ich bereit für den Abschied und die Reise ins Landesinnere nach Minas Gerais.