Sonntag, 6. April 2025

Vision

Zwei Ausstellungen März bis Mai 



Beim Aufbau: Druck auf Stoffahne, hier in theatraler Inszenierung als "Vorhang" hinter dem Sofa in der Wohnzimmerausstellung bei Rebecca Thomas, Projektraum az/dz antizyklisch/ dezentral, Herchen.
 
 
Das Bild, ein Paper Mural, Gouache auf Papier, 150 x 190 cm,
entstand Anfang 2020, im chinesischen Jahr der Ratte, als "Vision".
 
Ursprünglich trug es den Titel: "Die Rattenkönigin" 


Für mein Buch "Zum Greifen Fern" (2021) ordnete ich es dem Gedicht "Vision" zu.
 
 
Aus: 
 
 
 
Siehe auch: gemalte bilder und: publikation
 





  
 

 
Das Gedicht "Pfeil und Brot - Flecha e Pão" schreib ich vor meiner Brasilien-Residenz 2024. Es war ebenfalls eine Vision.
 
Nun ist die drei Meter lange Collage aus verschiedenen Papieren, entstanden bei jener Residenz in Campinas, São Paulo, bei der Gruppenausstellung "Die perfekte Welle" im Künstlerforum Bonn zu sehen.
 





obere vier Fotos: Oliver Kerth



 
obere zwei Fotos: Jo Hempel
 
 









Zur Residenz in Galeria ATAL, Campinas, siehe Postings: September 2024
 




 

Pfeil und Brot 

 

Eine Wolke aus Licht verdunkelt sich gibt den Blick frei

auf einen Kontinent 

Dort sitze ich oder stehe im dunklen Licht oder ich
gehe gerade zum Kiosk und kaufe Brot

Die Straßen liegen gleißend hell
in der Stadt wie schläfrige Schlangen

Mein Haus ist rosa meine Wolke eine Regenwolke aus Wünschen

Ich nehme das Brot und fasse hinein der Teig ist purpurn wie meine Zunge die Zähne spitz - Perlmutt mit Quecksilberkappen -

Ich fasse auch in mich hinein öffne
die Brust eine Luke bewachsen mit Laub es dampft daraus von heißem Zimt mit Milch von Bergaffen 

Nachdem die Tauben alle hinausgeflogen sind nehme ich den Pfeil und werfe ihn los

Mein Haus ist aus Stein es hat einen Hof mit Mondkies und Blumen von Traurigkeit

Ich muss sie verwandeln sie sind schön
wie mein Pfeil mein gefiederter Pfeil glänzend schwarz und rot - ein See von Blut eine Nacht aus Rabenschwärze -

Die Blumen duften nach einem Morgen
mit hellem Regen (die Schlangen sind nach Hause gegangen in das Grün - das ist ein unentdeckter Wald ein Taubendschungel voller Papageiengeschwätz und rauschendem Haar - und unten bei den Wurzelstädten träumen die Schlangen von Bergaffenmilch und Mondschwertern)

Ich trage das Gift meiner Herkunft in einer
Kapsel auf der Retina es mag schöne Farben haben
wie die Blumen wie das Brot aber es kann weder töten noch helfen meine Pfeile tränke ich darin die Federn rufen mich zur Verwandlung

Ich streife meine Haut ab eine bröckelige Rinde ein seidengewebtes Bild vom Baum mit Kondor Mücke Wolf Spinne Kolibri undsoweiter der Baum ist ja voller Leben

Rinde und Seide sind Geschwister das Bild verblasst und verrieselt mit der Rinde

Wolke bin ich nun Wolke inmitten der schwarzen Sonne über allen Ozeanen -  wie Eisschollen treiben die Kontinente darin

Ich erhebe mich als bunt gefiederter Pfeil

Mein Flug beschreibt einen Bogen und ist ein zitternder Federtanz voller Kraft und tödlich heilender Medizin


Das Sichtbare ist nun unsichtbar

 

Maria Valewa, Mai 2024 

 

 

Hear the poem in Portuguese, translated and read by Mateus Stelini:

>

 



Samstag, 5. April 2025

Geisterzuschauer

 

Beim Aufräumen stieß ich auf ein Gedicht von 2016. Spontan und zufällig passte es zu Hand- und Fingerabdrücken mit Amber-Öllack auf Papier. Der Bernsteinlack ist der originale Gambenlack, von mir hergestellt 1995. Zum Glück habe ich diese kleine Lackdose ebenfalls gefunden, um kleine Lackschäden an meiner Gambe zu retouschieren. Gibt es denn solche Zufälle?

 






Geisterzuschauer

 

Die Zuschauer sitzen auf kleinen Stühlen

aus Kirschbaumholz und opfern.

Sie bringen ihre Opfer in Teetassen dar

und aus ihren Fingern fließt schwarze Tinte.

Sie stehen auf. Ihre Haare rutschen vom

Kopf und wurzeln an ihren Hüften.

Sie beginnen sich zu drehen. Drehen und

drehen sich immer schneller.

In Gedanken tragen sie Gedichte vor

sie sprechen alle dasselbe Gedicht in ihren

Gedanken aus weißer Tusche.

 

Tee, Tusche, Tinte,

 

    so sprechen die Geisterzuschauer

 

Tee, Tusche, Tinte

 

Tee, Tusche , Tinte, Tee, Tusche, Tinte

 

 

 

Echo

 

Es war der Tag, als alle Züge pünktlich waren. Ich ging in eines meiner großen Häuser und aß eine Orange. Du hattest mir eine Tasse Tee auf den Tisch gestellt. Ich hörte das Rauschen und Rattern der Züge hinter mir durch das geöffnete Fenster. Ich spürte die Züge auf meiner Haut, sie donnerten über mich hinweg und hinterließen tiefe Furchen auf meinem Rücken, meinen Armen. Dies geschah täglich und selten. Die Tage lagen wie auseinandergezogene Tiere in der Zeit, ein Zelt spannte sich über sie. Ich war hier zuhause, ich war eine Gefangene. Das Zelt war aus Häuten gespannt und voller Müdigkeit. Das Universum war gefüllt mit Staub und Träumen aus schwarzem Schnee.

Ich aß die Orange, ich trank den Tee, hatte noch nicht genug, bat um einen Keks, gerne Schokolade, Ingwer oder beides. Dein Gesicht war mit einer Kruste aus gefrorenem Vanillezucker überzogen. Du lächeltest, und deine Haare glühten wie das Fell eines verglühenden Fuchses. Gleich, wußte ich, gleich kommt die Nacht, und alles wird schwarz und kalt.

In meinen Häusern fehlen Feuerstellen oder Heizkörper, an denen man sich wärmen kann. Auch der Tee ist kalt. Aus der Tasse dampft Kälte wie aus einem Eissee. Die Spiegelungen der Tiefe sehen mich an: Wurzeln, Pflanzen – vergangen, lange her--- die Geschichte rattert wie ein Zug, der Zug ist nie zu Ende – wie dieser Text, der ein Echo ist, der ein Echo ist, der ein Echo ist…

 

Entstanden bei einem Besuch im Arp Museum, März 2025, Ausstellung Axel Hütte "Stille Weiten".

 















 Fotos (c) Eva Wal, VG Bild

Freitag, 7. März 2025

Habitat mit Gambenspielerin und Mandoline

 

Anläßlich der kleinen, feinen Wohnzimmerausstellung bei der Künstlerin Rebecca Thomas durfte ich einen Künstlerkollegen aus der Gegend einladen. Die Wahl fiel auf den Fotografen und Musiker Salossi.

Als verbindendes Element zwischen uns sahen wir die Musik und Musikinstrumente sowie unsere individuelle künstlerische Lebens- und Schaffensumgebung. Dazu machten wir mit Saschas Equipement und Expertise Fotos, auf denen wir uns in unserern "Kreativ-Habitaten" inszenieren.

 







 

(c) Salossi Fotographie


Eine Auswahl davon wird hier zu sehen sein: