Zum Juni gibt es zum ersten Mal eine Kostprobe der Korrespondenz mit der französischen Künstlerin Laurence Courdier, die ich 2019 bei meiner Ausstellung in Sanary-sur-Mer an der Côte d'Azur kennenlernte.
Ich stellte unter anderem Grafiken mit meiner Spiegelschrift aus. Da Laurence ebenso in Spiegelschrift schreibt, beschlossen wir bald, uns zu schreiben.
Mit Postkarten fing es an. Nach mehr als anderthalb Jahren sind unsere Werke, die wir uns etwa alle zwei Monate schicken, immer weiter gewachsen und komplexer geworden.
Wir reisen durch die Literatur und Poesie von Virginia Woolf über Emily Dickinson bis Hölderlin.
Wir kommentieren persönliche und politische Ereignisse vor der Haustür, in Belarus und Myanmar.
Spiele mit Schrift und Sprache, Grafiken, Cutouts, Farben, Materialien, Objekten entstehen und schreiben sich fort.
Die Arbeiten kommen mit der Post. Jedesmal ein Geschenk und neue Inspiration.
Ausstellungen sind in Planung.
Laurence Courdiers Seite: www.mediacult.com/art/
Meine letzte Arbeit ist gerade noch auf Reisen nach Sanary. Inspiriert vom Frühlingsgedicht Blue Butterfly Day by Robert Frost - auch, wenn der April nun doch vorbei ist und auch das Wetter nach einem kühlen, nassen Mai endlich frühsommerlich wird.
Hier eine ganz schön gesprochene Aufnahme des Gedichts:
https://www.youtube.com/watch?v=qSgV95fxyzw
Und hier in einer völlig anderen Sprache, die ein ganz anderes, innerliches Hören verlangt; interessant: https://www.youtube.com/watch?v=QonsOj47cwg
Meine blauen Schmetterlinge finde ich leicht psychedelisch. Nervös, "in flurry on flurry", wie es in Blue Butterfly Day heißt.
Die Papierarbeit und ihre Nebenprodukte entstanden in einer der Nächte, die von Jazz and World auf WDR 3 eingeleitet und begleitet werden, so wie gerade im Moment, in dem ich dieses schreibe.
Seit der von Corona geprägten Zeit ist das Radio ein wichtiger Begleiter geworden. Besonders Jazz and World von 22:00 h bis Mitternacht lassen mich meist begeistert lauschen und schmetterlingshaft in die Nacht trudeln.
Zum Schluss noch ein weiterer Schmetterling, den ich Free Jazz nenne...
und ein Gedicht dazu:
Alles fließt in die Nacht
Man schreibt ein Gedicht, der Abendwind nimmt's, trägt's fort.
Kerzenschein flackert, der Mond steigt durch den Wasserspiegel.
Ein Schmetterling ist Free Jazz, er hat eine seltene Art.
Lacht und trudelt auf der Mondstraße; er hat das
Maiengrün in einen psychedelischen Nachtdiamanten verwandelt.
Draußen stehen die Worte in ihren Beeten und warten auf Schnecken.
Die aber, die wandern und wehen, werden mir von einer dunklen Luft gebracht.
Nun will ich die Wärme meines Bettes mit fünf duftenden Decken!
Ich male ein Lied ans Fenster. Die kleinen Weisen nimmt der Schlaf.
Er hat einen Pflaumenmond im Bauch.
Ich lade das Meer in meine Träume ein. Öffne den Mund, damit es
hineinströmen kann mit seiner kalten Macht. Dann werde ich
davongetragen auf den zitternden Wellen
der Schlummerfedern.