Montag, 17. August 2020

Dorfkirche

Scharen von
Platanenblätterkrebsen
hasten über Plätze und durch Gassen

Wasser spritzt über gefrorene Kastanien

Aus Bäumen geschnittene Engel
bewachen die Toten in der kalten Kirche
aus sonnenheißem Stein

Diesen einen gerade Gegangenen
und Gekommenen haben sie
vor ihre Füße gelegt
Dort weilt er im Zwischenraum
weder an- noch abwesend

Er summt einen langen Ton der sich
ausbreiten darf in diesem Gebiet

Launisches Gelb sonores Bernsteingold
Veilchenviolett und Bleiweiß
sickern in das leiser werdende
Summen es

Zieht aus den Spalten und Schlüssellöchern
hinaus durch Gassen und über Plätze

Reitet auf Platanenblätterkrebsen
mit dem Wind

                zum Wasser

                            zum Ursprung
ins Blau.

 

 

Geschrieben in Collobrières, Südfrankreich, im August 2020

nach dem Tod meines Vaters am 27. Juli.

 In Trauer und Dankbarkeit *+

 

Die Zeichnung entstand am Morgen des Abschieds, einen Tag vor seinem Tod.