Samstag, 30. September 2023

Ben Bulben barfuß

Im Nordwesten Irlands, nördlich von Sligo, entlang des Wild Atlanic Way, ragt der Tafelberg Binn Ghulbain, Ben Bulben, 527 Meter hoch über den Meersesspiegel auf. Er ist das Wahrzeichen des County Sligos, weithin sichtbar, auch noch vom nördlich gelegenen County Donegal. Immer ist er erkennbar an seinem Plateau und den Falten, die sich in der Eiszeit durch Gletscherbewegungen in ihn eingeschliffen haben. 

Reich an Perspektiven, Farben, eingebettet in Landschaft, umhüllt von Wetter und Tageszeiten mit wechselnder Aura, steht er, prangt, strahlt oder tritt bescheiden in den Hintergrund, dennoch kaum weniger präsent.

W.B. Yeats wollte an seinem Fuß begraben sein, den Lebenskreis zu glücklichen Kindheitstagen schließen. Um seinen Leichnam von Frankreich nach Irland zurückzubringen, musste erst das Ende des zweiten Weltkriegs abgewartet werden, und gewiss ist es nicht, dass es wirklich die Knochen des ersten irischen Literatur-Nobelpreisträgers sind, die unter der bescheidenen Grabplatte im Friedhof von Drumcliff vergraben wurden, dort, wo einst sein Großvater rector war. Doch das County wurde zu Yeat's Land, das Konterfei des Dichters schmückt in kunstmalerischen wie bildhauerischen Versionen und Variationen Häuser, Wände und Plätze.

Leider war die Tür der Yeats Society in Sligo auch zur angegebenen Öffnungszeit verschlossen, zumindest während unseres Aufenthalts dort im September 2023.

Hier zwei Beiträge zu diesem besonderen Dichter des späten 19. und des 20. Jahrhundert: 

 https://www.poetryfoundation.org/poets/william-butler-yeats

https://www.deutschlandfunk.de/william-butler-yeats-der-barde-der-iren-100.html 


Zurück zum Berg. Berg Ben Bulben rief uns an einem der ersten Tage im County bei strahlendem Sonnenschein mit einer kleinen, wehenden Schar eiscremeweißer, schafsfellweicher Watte-Pompom-Streifen-Faden-Schleier-Tuch-Wolken auf, uns in seine Falten, Flächen und Moore zu begeben, um seinen gutmütigen Rücken zu erklimmen und von dort aus die ganze Welt zu seinen Füßen ausgebreitet zu finden und zu feiern.

Außer dem Ausgangspunkt, der Luke's Bridge, gab es kein Schild, keinen Wegweiser, nur in der Ferne erkennbare Pfade, die sich den Abhang hinauf und hinunter schlängelten. 

Keine anderen Wanderer, keine Touristen weit und breit.

Der Weg führt durch ein Hochmoor, und so wurden meine Barfußschuhe sofort nass. Ich zog sie aus und ging den ganzen Weg barfuß; auf den den Berg hinauf, oben entlang und wieder hinunter.

Noch nie bin ich als passionierte Barfußläuferin ohne Schuhe so weit und so hoch gegangen. Noch nie habe ich einen Berg bestiegen, der so wunderbar zu meinen Füßen war; weich und feucht, soft and soggy, moosig, maarig, torfig, stachelig fein, kitzlig und sanft.

Wie eingewachsen in einen seidigen Filz lächelt dieser Berg, bezogen mit einem freundlichen Fell, das streichelt und verzaubert, sobald es mit baren Sohlen berührt wird.

Dieser Ausflug blieb ein Highlight unseres zweiwöchigen Aufenthalts im Nordwesten Irlands. Daher teile ich von all den großartigen Erlebnissen und Begegnungen in Zügen, Straßen, Cafés, Geschäften und Pubs, von Wanderungen an einsamen Stränden, Dünen, Küsten mit Klippen und sensationellen Aussichten nun diese eine Bildergalerie als Einladung und Hommage an den Berg Ben Bulben und ans Barfußlaufen.

 

 




















 

 

 

 

 









 
 
 





  
 
“Cast a cold eye / On life, on death. / Horseman, pass by!”  
 
"Under Benbulben", Y.B.Yeats


(c) Eva Wal, September 2023

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