Es war der Tag, als alle Züge pünktlich waren. Ich ging
in eines meiner großen Häuser und aß eine Orange. Du hattest mir eine Tasse Tee
auf den Tisch gestellt. Ich hörte das Rauschen und Rattern der Züge hinter mir
durch das geöffnete Fenster. Ich spürte die Züge auf meiner Haut, sie donnerten
über mich hinweg und hinterließen Furchen auf meinem Rücken, meinen
Armen. Die Tage lagen wie auseinandergezogene
Tiere in der Zeit, ein Zelt spannte sich über sie. Ich war hier zuhause, ich
war eine Gefangene. Das Zelt war aus Häuten gespannt und voller Müdigkeit. Das
Universum gefüllt mit Staub und Träumen aus schwarzem Schnee.
Ich aß die Orange, ich trank den Tee, hatte noch nicht
genug, bat um einen Keks, gerne Schokolade, Ingwer oder beides. Dein Gesicht
war mit einer Kruste aus gefrorenem Vanillezucker überzogen. Du lächeltest, und
deine Haare brannten wie das Fell eines verglühenden Fuchses. Gleich, wußte ich,
gleich kommt die Nacht, und alles wird schwarz und kalt.
In meinen Häusern fehlen Feuerstellen oder Heizkörper, an
denen man sich wärmen kann. Auch der Tee ist kalt. Aus der Tasse dampft Kälte
wie aus einem Eissee. Die Spiegelungen der Tiefe sehen mich an: Wurzeln,
Pflanzen – vergangen, lange her--- die Geschichte rattert wie ein Zug, der Zug
ist nie zu Ende – wie dieser Text, der ein Echo ist, der ein Echo ist, der ein
Echo ist…
Entstanden bei einem Besuch im Arp Museum, März 2025, Ausstellung Axel Hütte "Stille Weiten".
Fotos (c) Eva Wal, VG Bild