MOMENTAUFNAHME
Lesung mit Christoph Köhler und Filmpremiere VIAJO
Karlsruhe, Franz Kafka Literaturbühne
im A&S Bücherland, Rintheimerstr. 19
Donnerstag, 21. März, 20:00 h
UNESCO Welttag der Poesie
Donnerstag, 21. März, 20:00 h
UNESCO Welttag der Poesie
Veranstalter: Christoph Köhler (Leiter der Franz Kafka Literaturbühne) und das A&S Bücherland
VIAJO
Digital Video, PAL, 16:9
28:00 min
Film über einen Brief Fernando Pessoas an seinen
Freund Casais Monteiro
In deutsch/ portugiesischer Sprache
Portugiesischer Sprecher: Chambel Santos
|
Fernando Pessoa -
Ein Projekt
„Eigentlich geht man am besten auf Reisen, indem man fühlt“
beginnt eines der Gedichte Fernando Pessoas. Dies könnte auch als Titel über Eva Wal s Pessoa-Projekt „VIAJO“ stehen, denn in ihm
geht es darum sich auf eine Reise zum Dichter zu begeben. Diese Reise kann nur
eine Sinnesreise sein, denn das äußere Leben des Dichters verlief ausgesprochen
ereignisarm. Doch hinter dieser Ereignisarmut verbargen sich personifizierte
Fiktionen, die mit Eigennamen bedacht wurden und ihre eigenen biographischen
und literarischen Geschichten haben. Sie verkörpern verschiedene Auffassungen
von Dichtung, die kontrapunktisch gegeneinander abgesetzt ihre jeweiligen
Individualitäten in ihren Werken zum Ausdruck bringen. Alvaro de Campos,
Alberto Caeiro, Ricardo Reis und Fernando Pessoa heißen die Dichtergestalten.
Das (fast) alle Sinne ansprechende Projekt verschafft einen
Zugang zur Vieldeutigkeit Pessoas und gibt so zugleich Raum für die Erschaffung
von Vieldeutigkeit im Menschen, der sich einlässt auf die empfangenen Reize.
Pessoa sagt an einer Stelle, dass „wer bei seinem Tode einen schönen Vers
hinterlässt, hat Himmel und Erde bereichert und den Grund für das Dasein von
Sternen und Menschen in ein stärker gefühltes Geheimnis erhoben“. In diesem
Sinne macht der Film VIAJO von Eva Wal
Pessoas Werk nicht nur über Lektüre in Einsamkeit erfahrbar, sondern über die
Sinne hinweg erlebbar und wirksam.
Rainer Brauer, Literaturwissenschaftler
Fotos: Filmstills (c) Eva Wal |
Viajo, ein Film
von Eva Wal
Für die in Bonn lebende Multimedia Künstlerin und
Autorin Eva Wal gehören das gesprochene wie das geschriebene Wort zum
selbstverständlichen Arbeitsmaterial, das als selbstverfasster Text oder als
Zitat in ihrem Werk eine entscheidende Bedeutungsebene eröffnet. Ihr
künstlerisches Medium wählt sie jeweils der Absicht entsprechend. Der Film
„Viajo“ ist eine Hommage an den portugiesischen Dichter Fernando Pessoa, der
unter mehreren Synonymen Gedichte, Romane, Notizen und Briefe geschrieben hat
und dessen Persönlichkeit auch wegen seiner Scheu vor der Öffentlichkeit bis
heute fasziniert. Fernando Pessoas gedankliche Reisen begleiten in „Viajo“ die
Künstlerin auf einer Fahrt durch das heutige Lissabon. Während die Stimme
Chambel Santos Briefe Pessoas in seiner eigenen Sprache zitiert, folgt die
Kamera in langsamer Fahrt den Straßen seiner Heimatstadt. Es ist dies auch der
Blick vieler Touristen, denn Eva Wal nutzt die berühmte Straßenbahn, Linie 28,
als Transportmittel, durch dessen Fenster der Alltag, Häuserfassaden, parkende
Autos, Passanten, als Ausschnitt zu sehen sind, und die viele Lebensstationen
Pessoas streift. Der Fensterahmen des Waggons im Bild und die Perspektive verweisen auf die Distanz
des Mediums und erzeugen gleichzeitig eine dokumentarische Unmittelbarkeit. Die
Bahn ruckelt und Ampeln oder Haltestellen bringen auch den Fluss der Bilder zum
Halten. Eva Wal setzt nur Schnitte ein, um vom Portugiesischen in die deutsche
Übersetzung, gesprochen von ihr selbst, zu wechseln. Dann wird auch die
horizontale Bewegung unterbrochen. Die Szene wechselt zu Ufergräsern. Neben den
Stimmen aus dem Off sind immer noch die Geräusche der Umgebung zu hören. So
verbindet die Künstlerin ihre Reise mit der fließenden Sprache des Dichters,
Gegenwart und Vergangenheit.
Susanne Grube, Kunsthistorikerin
VIAJO-Trailer from Eva Wal - Art & Video on Vimeo.