Die Nachtkerzen sind angegangen;
ich habe Schnecken gesammelt und
Regengöttin gespielt.
Wenn ich Glück habe, ernte ich
in diesem Jahr noch Palmkohl, Möhren,
Tomaten, Äpfel und Quitten; die, welche
nicht auf Grund liefen.
Kräuter sind immer da; Ampfer, Brennnessel und
Löwenzahn kamen über den Regenbogen
von der Arche Noah her.
Wenn die Bahnschienen noch eine Weile
zusammenbleiben, sie sind doch ein uraltes
Paar, tragen dieselben rostigen Perücken über
elfenbeingelben Gebissen, dann,
und das ist abzusehen, fahren wir noch einmal
nach Worpswede im Winter.
Wir haben dort etwas verloren; schwarze Würfel
aus Flusseis kollern in Kristallbechern.
Wir heben Äpfel, grün und purpurn. Klamm und
heimlich verhandle ich mit der Ewigkeit, während wir schweigen
und trinken.
Der Spiegel der Jugend zersplittert in die Gegenwart;
ach, Bäumchen, schüttle dich.
Lächelnd gleiten Torfkähne, Kinder jubilieren,
der Fluss, gesprenkelt und gescheckt wie ein edles
Vieh, singt, säuselt, gurgelt; spuckt Licht und Tiefe; saugt
unsere Stimmen ein in Strängen aus Luftwurzeln.
Du hörtest Flöten in der Weide, der Weg war
mit Brotkrumen bestreut, die glänzten
im Mondlicht; das kam vom Fluss, wo Glühwürmchen mit
toten Lampions irrten.
In diese Spuren bin ich eingewickelt wie ein Baby; kann
mich nicht bewegen, außer in einem Lichtjahr, und das ist
jetzt, sprenge ich alle Fesseln und gehe in den Garten.
Ich sammle Schnecken ein, die Lüstlinge, trunken von Apfellimonade
und einer Sintflut aus Quittenschnaps.
Grillen zirpen und das Gras singt mit den verbliebenen Mücken
im Sextett, Hymne im Likör.
Kugelfische verschlingen die schleimigen Schnecken, die immer mehr
Spuren legen wollen; die glänzen im Mond und legen Lunte zum
Haus, hahaha, ich schüttle euch!
Und die Nachtkerzen reden in leuchtender Glossolalie, hellgelb,
ja, die Nachtkerzen.
Maria Valewa, Juli 2022