Sonntag, 9. Juli 2023

Caféhaus-Zelebration

 

 An einem Tisch im Inneren, im Bauch des feinen Cafés, sitzen fünf Frauen. Alle tragen kleine schwarze Tücher auf dem Haar wie Segel. Eine Frau muss die Mutter sein, ist älter, die anderen jung, aber schon ausgebildet in ihrer Weiblichkeit. Sie tragen bunte, lange Kleider zu den Segeln und ihren rosig runden Gesichtern, die in Zucker schwelgen. Sie löffeln Torte, lächeln, lachen. Ihr Vergnügen überträgt sich quer durch den Raum bis zu mir. Heitere Wellen schwappen durch die Luft über Altrosa und Gold. Der Tisch ist schon abgeräumt, da wird noch ein luxuriöser Eisbecher durchs Café getragen. Die mit weiß beschürzte Bedienung kreuzt elegant zwischen Stühlen und Tischen, gefolgt von Blicken, um endlich das kunstvoll auf einem Tablett balancierte Glas, hoch und randvoll mit einer farbigen Melange aus Speiseeis, Sahne, Frucht und Sauce, obendrein geschmückt mit Strohhalm und Fähnchen, in der Mitte des Tischs vor den Frauen landen zu lassen. Sie heben die Löffel, und die Löffel senken sich in das Medium Eis, den wolkigen See der Süße. Zwischen beladenen Löffeln, die zu Mündern segeln und zurück, wie Jollen von einem sanften Wind geschaukelt, die Bewegung einem höheren Willen gehorchend, göttlich, natürlich, beides in Harmonie, ohne Zweifel, Widerstreit und Disput, schwatzen die Frauen, lachen, sind rot und rosig, geblümt. Dann erheben sie sich und gleiten die durch die Luft wie Vögel mit kleinen schwarzen Segeln auf den Köpfen. Ihre Kleider wehen, sie haben gebräunte, nackte Füße. Und in einem starken, warmen Wind, einem Mistral, heben sie an zu singen, einen Choral etwa, während es im ganzen Café nach Weizen riecht.