Ich mag so gerne Wolken leiden;
das ist die albernste von meinen Gaben,
und, von Natur aus unbescheiden,
muss ich, was mir gefällt, gleich haben.
Ich pflückt mir eine Wolke ab,
trug sie in beiden Händen
behutsam und sehr sanft herab,
um sie im Garten zu verwenden.
Ich konnte sie vom Liegestuhl aus sehn,
und meine Frau begoss sie oft und gerne.
Doch war sie lange nicht so schön
wie vorher aus der Ferne.
Der Himmel beugt sich schließlich nieder
mit seiner ganzen Last
und holt sich seine Wolke wieder.
Da schämte ich mich - fast.
Gedicht von meinem Vater, Rolf Göhring, August 1934 - Juli 2020