Ein Horizont umkreist die Welt, steht unberührt und unverrückt. Ich klettere entlang der Tropfen, das singende Grau umhüllt mich wie luzide Federn. Im roten Haus bellen meine Träume. Die leeren Räume bereit für uns, dich und mich zu umfassen, zu halten. Ich teile die Zimmer auf: Du unten, mit Werkstatt dazu, ich oben im Dach, mit der Vogelaussicht; hell und kühl, Farben, Pinsel, Papier und Tinte. Unten Holzfeuer und Dämmerlicht. Ein Bett in jedem Stockwerk und draußen ein Norweger Pferd im Stall, das durch die Dünen und Hagebutten trabt. Rote Lampen im Wächtergras; mal schneidend, mal mild streifen uns die Halme. Der Weg führt an den gekrümmten Hecken vorbei vom Haus zum Meer. Ich kann Ebbe und Flut nicht unterscheiden, nicht Tag und Nacht, meine Handschrift nicht von den Spuren des Winds auf dem Sand. Wir werden kaum Besuch haben, denn hier ist nichts, heißt es, aber das ist mir gerade recht. Der Wind ist ein Wolf, der ums Haus streicht, ein Lamm, das den Wolf schlafen legt. Die Sonne wärmt vom anderen Ende der Welt. Ich umarme die ganze Welt und dich, bleibe gerne hier, an welchem Pol auch immer. Mein Fell ist dicht gewachsen, die Haut dünn, die Zähne elfenbeingelb; klackernd, mahlend bewachen sie meine Zunge, wie sie Wellen in den Sand malt. Dort steht das rote Haus, und das Pferd trabt vom Meer über den Weg nach Hause.
Zum Novemberbeginn
Dänemark, Jütland, Herbst 2020