Montag, 1. November 2021

Besuch beim Seehund

 

Mit meinem Fernrohr hole ich die Welt heran

 

Scharfgestellt oder verschwommen

zittern Details und Fragmente im

Oval meiner Sicht die Ränder

laufen aus

 

Zeit ist verklärt und surreal die Welt

 

Ich sah Seehunde auf einer Sandbank

in der Nordsee liegen das Ausflugsschiff fuhr

nah vorbei

 

Doch von da oben von Deck aus gesehen

waren die Tiere viel zu klein

 

Sie waren irritierte Umrisse am Rande der

See zwischen Schiff und Land 

 

Ich wollte ihrem Blick begegnen mit ihnen

eine Pfeife rauchen einen Schwatz halten über das

Seehundleben und das Menschendasein

oder auch nur über das Wetter an diesem Tag

 

Durchs Fernrohr zitterte das Bild wie

Tee in einer dünnwandigen Tasse

 

Ich sehnte mich nach Nähe und Besonderheit

 

Der Seehund und ich das auserwählte

Menschenkind von dem er sich das

silberne Fell streicheln lässt und in dessen Armen

er seinen stromlinienförmigen Leib biegt und

dabei wohlig quiekt

 

Das Schiff dreht ab die Spur ein

weißschäumender Fuchsschwanz auf See

 

Der Seehund windet seine zweigeteilte

Hinterflosse ineinander klatscht mit seinen

Vorderflossen an den Körper lässt die Barthaare

erzittern und

 

bittet mich zu Wasser