auf einen Kontinent
Dort sitze ich oder stehe im
dunklen Licht oder ich
gehe gerade zum Kiosk und
kaufe Brot
Die Straßen liegen gleißend hell
in der Stadt wie schläfrige Schlangen
Mein Haus ist rosa meine Wolke eine Regenwolke aus Wünschen
Ich nehme das Brot und fasse hinein der Teig ist purpurn wie meine Zunge die Zähne spitz - Perlmutt mit Quecksilberkappen -
Ich fasse auch in mich hinein öffne
die Brust eine Luke bewachsen mit Laub
es dampft daraus von heißem Zimt mit
Milch von Bergaffen
Nachdem die Tauben alle hinausgeflogen sind nehme ich den Pfeil und werfe ihn los
Mein Haus ist aus Stein es hat einen Hof mit Mondkies und Blumen von Traurigkeit
Ich muss sie verwandeln sie sind schön
wie mein Pfeil mein gefiederter Pfeil
glänzend schwarz und rot - ein See von Blut eine Nacht aus Rabenschwärze -
Die Blumen duften nach einem Morgen
mit hellem Regen (die Schlangen sind nach Hause gegangen in das Grün -
das ist ein
unentdeckter Wald ein Taubendschungel voller Papageiengeschwätz und
rauschendem Haar - und unten bei den Wurzelstädten träumen die
Schlangen von Bergaffenmilch
und Mondschwertern)
Ich trage das Gift meiner Herkunft in einer
Kapsel auf der Retina es mag schöne Farben haben
wie die Blumen wie das Brot aber es kann weder töten
noch helfen meine Pfeile tränke ich darin die Federn rufen mich zur Verwandlung
Ich streife meine Haut ab eine bröckelige Rinde ein seidengewebtes Bild vom Baum mit Kondor Mücke Wolf Spinne Kolibri undsoweiter der Baum ist ja voller Leben
Rinde und Seide sind Geschwister das Bild verblasst und verrieselt mit der Rinde
Wolke bin ich nun Wolke inmitten der schwarzen Sonne über allen Ozeanen - wie Eisschollen treiben die Kontinente darin
Ich erhebe mich als bunt gefiederter Pfeil
Mein Flug beschreibt einen Bogen und ist ein zitternder Federtanz voller Kraft und tödlich heilender Medizin
Das Sichtbare ist nun unsichtbar
Dieses Gedicht entstand inspiriert von den zärtlich intimen, kraftvollen und traurigen Fotografien der Fotografin Claudia Andujar.
Sie wecken in mir ebendiese Sehnsucht nach Ursprung, Familie, Verbindung, lösen Schmerz und Traurigkeit und schießen den Pfeil in Richtung Brasilien.
Dort werde ich im August meine Kunst zeigen und arbeiten.
Dafür ist eine Übersetzung meines Gedichts ins Brasilianische in Arbeit.
Ein neuer Film, die Vision der Claudia Andujar:
https://www.youtube.com/watch?v=ohmg36NvoGg
Ihre Bilder in Hamburg:
https://www.deichtorhallen.de/ausstellung/claudia-andujar