Freitag, 28. Juni 2024

Pfeil und Brot

 

 

Eine Wolke aus Licht verdunkelt sich gibt den Blick frei

auf einen Kontinent 

Dort sitze ich oder stehe im dunklen Licht oder ich
gehe gerade zum Kiosk und kaufe Brot

Die Straßen liegen gleißend hell
in der Stadt wie schläfrige Schlangen

Mein Haus ist rosa meine Wolke eine Regenwolke aus Wünschen

Ich nehme das Brot und fasse hinein der Teig ist purpurn wie meine Zunge die Zähne spitz - Perlmutt mit Quecksilberkappen -

Ich fasse auch in mich hinein öffne
die Brust eine Luke bewachsen mit Laub es dampft daraus von heißem Zimt mit Milch von Bergaffen 

Nachdem die Tauben alle hinausgeflogen sind nehme ich den Pfeil und werfe ihn los

Mein Haus ist aus Stein es hat einen Hof mit Mondkies und Blumen von Traurigkeit

Ich muss sie verwandeln sie sind schön
wie mein Pfeil mein gefiederter Pfeil glänzend schwarz und rot - ein See von Blut eine Nacht aus Rabenschwärze -

Die Blumen duften nach einem Morgen
mit hellem Regen (die Schlangen sind nach Hause gegangen in das Grün - das ist ein unentdeckter Wald ein Taubendschungel voller Papageiengeschwätz und rauschendem Haar - und unten bei den Wurzelstädten träumen die Schlangen von Bergaffenmilch und Mondschwertern)

Ich trage das Gift meiner Herkunft in einer
Kapsel auf der Retina es mag schöne Farben haben
wie die Blumen wie das Brot aber es kann weder töten noch helfen meine Pfeile tränke ich darin die Federn rufen mich zur Verwandlung

Ich streife meine Haut ab eine bröckelige Rinde ein seidengewebtes Bild vom Baum mit Kondor Mücke Wolf Spinne Kolibri undsoweiter der Baum ist ja voller Leben

Rinde und Seide sind Geschwister das Bild verblasst und verrieselt mit der Rinde

Wolke bin ich nun Wolke inmitten der schwarzen Sonne über allen Ozeanen -  wie Eisschollen treiben die Kontinente darin

Ich erhebe mich als bunt gefiederter Pfeil

Mein Flug beschreibt einen Bogen und ist ein zitternder Federtanz voller Kraft und tödlich heilender Medizin


Das Sichtbare ist nun unsichtbar

 

 

Dieses Gedicht entstand inspiriert von den zärtlich intimen, kraftvollen und traurigen Fotografien der Fotografin Claudia Andujar.

Sie wecken in mir ebendiese Sehnsucht nach Ursprung, Familie, Verbindung, lösen Schmerz und Traurigkeit und schießen den Pfeil in Richtung Brasilien.

Dort werde ich im August meine Kunst zeigen und arbeiten.

Dafür ist eine Übersetzung meines Gedichts ins Brasilianische in Arbeit.

 

Ein neuer Film, die Vision der Claudia Andujar:

https://www.youtube.com/watch?v=ohmg36NvoGg 

 

Ihre Bilder in Hamburg:

https://www.deichtorhallen.de/ausstellung/claudia-andujar