Sonntag, 19. Januar 2025

Lyra Viol

Meine Viola da Gamba, 2025

Dreißig Jahre, nachdem ich diese Gambe, eine "Lyra Viol" für mein Diplom an der Newark School of Violinmaking in England gebaut hatte, um sie danach zwar immer bei mir zu haben, mit ihr umzuziehen, sie verschieden auszustellen, zuhause oder in einer Kunstausstellung*, entdecke ich dieses Instrument nun als das, was es ist: ein Musikinstrument.

Eigentlich wollte ich sie schon immer einmal spielen, aber so einfach ist das gar nicht, auch als Amateur-Geigerin. Nun habe ich mir ein Herz gefasst und die Gambe mit den ebenfalls dreißig Jahre alten Saiten gestimmt: D-G-C-E-A-D. Erst auf 450 Hertz, dann ließ ich die Stimmung auf die Barockstimmung in 415 Htzt gleiten und fing an, Töne zu machen.

Entlockte der Gambe Kratziges und Zartes, mal so, mal so, hoch und runter. Merkte, wie natürlich und entspannt sich der Instrumentenkörper in der wie auf mich zugeschnittenen Größe der "Lyra Viol" zwischen Tenor und Bass anfühlte. Fasste mir mehr und mehr Her(t)z, dieses Instrument nach eigenem Design mit selbst gekochtem Bernsteinlack und selbst hergestellten Pigmenten nun auch selbst spielen zu wollen.

Nachdem die Töne allmählich immer weicher und voller wurden, ich mich an Quarten mit einer Terz in der Mitte statt Quintenstimmung wie bei Geige und Cello gewöhnte, an sechs statt vier Saiten, an Bünde und die Bogenhaltung ganz andersherum, und ja, alles schien einfach nur natürlich und entspannt, suchte und fand ich Tutorials, frei verfügbar auf Youtube. My journey with the viol had just begun!

Einen großartigen Dank an Sam Stadlen, professioneller Gambenspieler, der diese Tutorials als Lockdown-Projekt angefangen hatte. Like, subscribe and support! Hier sind die Gambentutorials und die Möglichkeiten, Zugang zu den Arrangements zum Mitspielen bei Sam Stadlen als patreon-member zu erlangen. Ich habe seine detaillierten Erklärungen, genauen Beschreibungen und wohlklingenden Vorführungen studiert, genossen und in mich aufgesogen: https://www.samstadlen.co.uk/gamba-tutorials.html

https://www.samstadlen.co.uk/home.html

* Mene Gambe in der Ausstellung WALD KLANG ZEIT: https://evawal.blogspot.com/2023/11/wald-klang-zeit.html 

 

 








 


Das Modell ist von John Rose, 1597, hier im Ashmolean Museum, Oxford, England.

Gebaut habe ich meine Gambe 1995.

Was sind schon dreißig Jahre gegen 400!

 





Auch die Musik gilt es (neu) zu entdecken.

Die Gambe ist ein geselliges Consort-Instrument, doch kann sie durch leicht zu spielende Akkorde auch Alleinunterhalterin sein wie etwa das Akkordeon. Verspielt und leicht, doch ebenso von großer Tiefe, Zartheit und fähig, Einsamkeit und Schmerz auszudrücken.

 Hier "Tombeau", ein Stück von Marin Marais, gespielt vom genialen Meister Paolo Pandolfo, das mich in seinem aktuellen Bezug ganz besonders berührte. Ein Beitrag zu Frieden und Verständigung voller Innigkeit und tiefstem Mitgefühl:  https://www.youtube.com/watch?v=F-6dxwg_bLo

Zum Schluss ein etwas heitererer Dialog zweier Gamben u.a. mit Musik von Tobias Hume. Gut möglich, dass seine Stücke auch auf der John Rose Lyra Viol gespielt wurden: https://www.youtube.com/watch?v=0shs5JRaQN4


Fotos: Eva Wal, O.Kerth, VG Bild

Fotos v. John Rose Gambe unbekannt