Mittwoch, 21. Juni 2023

Zart wie Seladon

 

Ostasien Oden


Die Dichterin Marion Poschmann schreibt Seladon-Oden (Gedichtband Nimbus, Suhrkamp, 2020).

Meine beiden Araucana-Hennen legen Seladon-Eier. Ich lege diese Morgengaben zärtlich in meine bescheidenen, doch warm geliebten Erzeugnisse an der Drehscheibe; Schalen mit grün schimmernder Glasur. Und über allem schwebt eine melancholisch-heiter lächelnde Wolke und summt: Se-la-don.





Seladon ist ein nach seiner "seladongrünen" (graugrünen) Glasur benanntes chinesisches Steinzeug (Verwendung der Glasur nicht nur für Steinzeug, sondern auch für Porzellan gebräuchlich) des 9. bis 15. Jahrhunderts, das im Mittelalter vereinzelt auch nach Europa gelangte. Es ist meist mit Reliefs verziert. Die grünliche oder bläuliche Glasur lässt bei frühen Stücken den Scherben durchscheinen; bei späteren Exemplaren ist die Glasur grasgrün oder dunkelolivgrün. Die typische Glasur der Mingzeit (ab 1368) ist schmutziggrün und undurchscheinend.

www.chemie.de


Der Name „Seladon“ stammt vom Helden des Romans L’Astrée von Honoré d’Urfé aus dem Jahre 1610. Das mattgrüne Gewand des Schäfers Céladon war eine Zeit lang Mode und prägte so den Namen der Farbe. Bis ins 19. Jahrhundert war der Ausdruck „zärtlich wie Seladon“ sprichwörtlich vergleichbar mit „schön wie Adonis“ oder „stark wie Herkules“.

wikipedia


Ob aus China, Japan oder anderen Ländern, deren kulturelle Zeugnisse zum Alltagsgebrauch sowie zu rituellen Handlungen oder zur Betrachtung und Erbauung als Kunst im Museum für Ostasiatische Kunst in Köln zu sehen sind:

voller Bewunderung entdecke ich immer wieder neu und Neues in diesem Kleinod am Aachener Weiher.

Hier sprechen die Ahnen in einer Handyaufnahme, die anmutet, als käme auch sie aus dem Jenseits:



 



Inspiriert entsteht ein Gedicht, zu Pfingsten.




Die erste Seerose am Teich im Garten, Lotus' Schwester.


Pfingsten Ostasien

Ein Gedicht aus Fischen und Pionie üppigrosa Pfingsroenverse bescheidener Holzapfelblüte und weißer Magnolie mit Aprikosenduft von einer Götter- und Glücksvase springend und singend es soll ein einfaches Gedicht sein unerhört barfuß auf wattiger Wolke schwebend über einen spiegelglatten See oder segelnd als Papierschiff auf dem Teich im Jardin du Luxembourg in Paris oder aufstehend als ROT in Rilkes Rosen an einem Morgen in Tuillerien doch zurück in Schleifen und Bogen nach Asien wo ein Pfeil das Gelb der Goldfische auf einer chinesischen Vase erreicht wir sehen das Gelb ohne das Goldrot das ist ihnen abhanden gekommen durch eine lange Zeit nun ist es fade Haut der die Kleidung fehlt es ist eine unanständige Nacktheit die eine Pracht aus Stoff und Farbe braucht um zu glänzen wie die perfekte die reine Nacktheit der Lotusblüten die kommen aus dem Schlamm und wir, wir gehören ja dazu.

Wir fahren auf einem Kahn, wenn wir nicht übers Wasser gehen.

Die Tiefe bleibt unseren Augen verschlossen, aber wir wissen sie ja, wie wissen sie ja. Wir waren alle da, auch ohne Erinnerung und Andenken daran. Wir tragen kegelförmige Hüte gegen die Sonne, die durch einen mystischen Nebel brennt. Am Morgen schützen wir uns vor der Kälte mit denselben kegelförmigen Hüten aus Schilf. Der See mag ja eine Vase sein oder eine Badewanne. Unser Bild ist immer unvollständig, nur die Götter sehen es. Sie spielen Karten, darauf Fische und Fischreiher, Pionien, Magnolien, und alles in goldroten Lack getaucht. Pfingstrosenrosa pufft ganz unverschämt, und Aprikosenduft steigt auf, rein wie ein beschämter Lotus.