Freitag, 29. März 2019

Fantôme


Fantôme


Astlöcher, fest verschlossen
meine dunklen Augen

Barfuß, pieds nu, stehe ich auf der Wiese
La pelouse säuselt sie, denn sie weiß,
dass ich süße Worte liebe wie
süßen Kuchen.

Auch, wenn pelouse nicht Wiese,
sondern Rasen heißt;
das Licht liegt auf ihrem Rücken und
knipst sich aus.

Pré humide, Feuchtwiese, sagt sie nun,
dreht sich um, neu erwacht, den Leib nach oben
gedreht zum Himmel.

Sie spricht Blumen mir, weiß, rosa, blau
Ein zartes Farbenspiel schwebt über den Spitzen
ihrer Halme, trudelnde Schmetterlinge, leicht
beschwipst vom Frühling.

Aus ihrer Mitte ragt das Nichts auf.

Arbre, ein Baum, hoch und grau,
von seiner Schale steigt heller Nebel
und die Wiese flüstert: la brume.

Aus dem Inneren des Baumes
dringt eine Gestalt hervor,
wächst heran, erscheint, Licht und Schatten
schneiden Konturen aus dem Mark.
Runzeln trägt sie wie Risse in der Haut.

Am ausgestreckten Arm hält sie
ein Feuer vor sich, die Stimme meines fantôme,
die Zunge, la langue, die Sprache, ein Tönen und
Rauschen über der pré humide.

Das Licht erhellt meine Augen,
die nun Wolken sind, nuages, hell und blau
wie eine Vorstellung vom Wind, les yeux bleu-mistral.

Mein fantôme ist ein schöner, schlanker Wolf
Grau mit weißen Haarspitzen und leuchtend
roten Augen.

Im Blumenrauschen auf der feuchten Wiese
vereinigen wir uns
vor dem großen Nichts,
                                    rien.